Samstag, 25. Januar 2014

Überblick: Meine Geschichte/sex. Missbrauch aus Opfersicht/aus Tätersicht


Vorausgeschickt: Sexuell Verrückte gibt es nicht nur bei den Katholiken, wie in dem Artikel http://unbuddhist.com/2014/01/01/der-fall-shimano-mann-ohne-rang/#comment-2053 ersichtlich ist. Shimano wird in dem Artikel so charakterisiert:

Viele Frauen, die mit Rōshi zu tun hatten, wurden von der Erfahrung traumatisiert – manche für Jahre. Roshi scheint von diesen Beziehungen nicht in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, die Frauen sind es.

Rōshi hat den Ruf, sie zu lieben und sie dann einfach fallen zu lassen.

Rōshis Annäherungsversuche an Frauen sind Anzeichen von emotionaler Unreife, Gedankenlosigkeit und Unsicherheit.

Rōshi hat eine triebhafte Sucht [compulsive addiction], die geheilt werden muss.

Rōshi wird sein Verhalten nicht ändern, um das Problem zu lösen. Er weigert sich ,Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen.

Rōshi hat den Ruf, manipulativ und unseriös zu sein.

Frauen, die in die ZSS kommen, sollten im Voraus vor Rōshi gewarnt werden.


Das deckt sich exakt mit meinen Erfahrungen, wohl ein wiederkehrendes Muster, wobei diese Männer nicht in einer Position arbeiten dürften, wo sie so leicht an so viele Frauen herankommen. Also los geht's:


Meine Geschichte mit einem Twitterer, oder: wieviel seelisches Leid hier im Hintergrund steht

Am letzten Juni 2012 lernte ich ihn an seinem Arbeitsplatz kennen, und wir konnten gut miteinander. Er war auf der Suche nach seiner zweiten Frau, und ich zwar nicht auf der Suche nach einem neuen Freund, aber jeder Zuwendung sehr zugänglich und naiv.
Die Anziehung war groß, und wir trafen uns einige Male, aber da ich einen Partner habe und nicht sein kann, was nicht sein darf, kamen wir uns erst im Dezember nach langer Durststrecke so richtig nahe, und zwar weil er in meiner Wohnung war und tat, was er immer tat, nämlich mich körperlich immer mehr anbaggern. Und so landete er bei mir.

Ich begehrte Auskunft von ihm, ich hatte Mitleid mit ihm, weil er so einsam war und gleichzeitig sein Körper so hässlich und verbeult, dass keine Frau ihn länger anschauen wollen würde. Er war immer superverschlossen, wies alle Fragen über sich von sich und gab mir keine Auskunft über seine Gefühle und seine Geschichte. Er war der schweigsamste Mensch, man redet wie in ein Loch hinein und kann in das Schweigen auch alles reininterpretieren. Im Grunde war es nur Resignation, aber es sah aus wie Tiefe oder Sanftheit.

Ich liess also viel körperliche Nähe zu, weil er das richtig austrank und ich gerne helfen wollte und nicht prüde bin, aber es war nicht nur schön. Manches war auch Ertragen, weil ich wollte, dass er sich wohlfühlt und wiederkommt. Nach zwei Wochen bedrängte er mich so, dass es mir zuviel wurde, und in einer Situation, wo das echt lange dauerte, trotz aller Verliebtheit, fing plötzlich mein Kopf wieder zu arbeiten an:

Ich hatte ihn eigentlich getroffen wegen einem gemeinsamen Projekt, er hatte eine Autoritätsrolle für mich, aber es schien ihm um ganz was anderes zu gehen. Er sprach nur einmal beiläufig von Liebe, doch es war sowieso kein ehrliches Wort aus ihm herauszubringen. Ich hatte schon Panik, weil mir das alles über den Kopf wuchs, und weil er auch so viel Unklarheit liess, und bei einer spontanen Begegnung auf der Strasse sagte ich ihm, dass ich diese Knutscherei nicht mag, dass er aber trotzdem weiterhin kommen soll und ich unsere Allianz gut finde. Er wurde sofort böse und ging grußlos, kam nie mehr, hob sein Telefon nicht ab.

Er twitterte aber rund um die Uhr lebensmüde, selbstmitleidige, primitive, feindliche Dinge, und ich lernte innerhalb einiger Wochen Mitlesen, was er alles für Substanzen seinem Körper zuführt und was er alles für Süchte und Neurosen hat, das war alles nicht normal. Ich hatte keine Ahnung, dass es so ein Psychowrack geben kann! Ich hatte Liebeskummer und konnte nichts tun, in meiner Verzweiflung suchte ich Hilfe, bei Freunden, seinem Arbeitsumfeld, einer Psychologin, alles umsonst. Mir wurde nur geraten, ihn zu meiden. Viele waren unangenehm berührt.

Es dauerte Monate tiefsten Liebeskummers, bis ich wieder etwas normaler wurde.  Ich wollte doch einfach nur Dinge regeln, er aber liess mich fallen, weil er mich nicht haben konnte, absichtslose Freundschaft war wohl nicht sein Ding. Ich kenne das von früher, von anderen Männern.
Ich hielt mich also von ihm fern, war aber darüber nicht glücklich. Uns verband viel, in mancher Hinsicht tat er damals mehr für mich als andere Menschen. Manchmal sah ich ihn in der Haltestelle, da kamen alle Gefühle wieder hoch, und ich merkte dabei immer, dass ich gar nichts überwunden hatte. Ich hätte ihn als Stütze dringend gebraucht. Außerdem ging es mir gesundheitlich miserabel.
Und so schickte ich ihm sein letztes mail mit zwei Worten im Dezember 2013 zurück, und schon stand er auf der Matte, mit gänzlich anderem Verhalten.

Er kam zu mir, sagte, dass er jetzt eine passendere Diagnose hat und neue Medikamente, und dass es ihm gut geht, nachdem er unlängst eine sehr, sehr schlimme Krise hatte, und jetzt ist das geregelt. Tatsächlich war er ein anderer, er gab offen zu, dass er psychisch krank ist, und redete ununterbrochen, auch über sich, und erkundigte sich nach meinem Befinden. Allerdings entschuldigte er sich nicht für sein Verschwinden und verstand auch den Vorschlag nicht. Er weiß zwar, dass er eine Arbeitsregel gebrochen hat und hat ein schlechtes Gewissen, aber weil er Angst um seine Karriere hat, nicht weil ich daraus als Opfer hervorgegangen bin und meine Familie ordentlich gewackelt hat. Meine Freunde fragten mich nachher, ob er sich jetzt entschuldigt hat, und was ich von ihm eigentlich noch will, und zwar alle. Sie freuten sich aber auch für mich, dass er jetzt wieder kommt, und tatsächlich war er vier Wochen lang um mich herum, sehr offen und bemüht, herzlich und verlässlich. Ich war glücklich, aber auch verwundert, dass er so leicht wiederkommt, wo ich ein Jahr lang entsetzlich gelitten hatte und das gar nicht für möglich hielt. Nun, diese Frage ist beantwortet, es war ein Strohfeuer.

Anfang Jänner, quasi über Nacht, schlug es wieder um, nachdem er mich mit Zuwendung überschüttet hatte, er hielt eine Abmachung nicht ein, antwortete nicht mehr, dasselbe Spiel wie voriges Jahr, er ist wieder weg. Diesmal hatten wir aber gar keinen Streit, ich weiss nicht, was los ist, wofür er mich so schnell verurteilt hat, ob er prokrastiniert oder ob er nur Federn hat. Und wie das passieren kann, wo es ihm doch jetzt angeblich gut geht. Die kranken tweets waren auch wieder da.

Ich hatte schon lange Zweifel, wenn mich ein psychisch Kranker so anzieht, ob ich vielleicht genauso bin. Ich suchte mir Beratung, ich frage mich, ob ich mitschuld bin, doch ich drehe mich im Kreis damit. Es läuft immer darauf hinaus, dass wir reden müssten, was aber nicht stattfindet. Ich habe mir sagen lassen, dass psychisch Kranke oft so handeln. Einmal bin ich geschätzt, dann wieder der letzte Dreck. Eine Psychologin beurteilte unser Nichtverhältnis als Missbrauchsbeziehung. Ausserdem drehten sich die Vorwürfe gegen mich (wie bei echten Tätern - sie hat es ja gewollt!)- wenn ich ihn fragte, was er in Situationen damals gedacht hat, kam es immer so raus, dass er sich von mir verführt fühlte. Er streitet jetzt alles ab, was er früher zugegeben hat. Falls es also einmal zu einer öffentlichen Konfrontation kommt, bleibt die Schuld jedenfalls an mir hängen. Er ist sehr schlau und stark, was Streiten anbelangt. Ungerührt fährt er über einen drüber und sitzt alles aus, nächtens in Selbstmitleid versinkend, trinkend.

Ich rede mir nun fest ein, dass er ja so unattraktiv ist und seine Wohnung so schlecht und er so unappetitlich küsst und dabei nach Bier stinkt, und er mich sowieso nicht mehr braucht. Es hilft nichts, ich bin zwar wütend, aber da ist noch soviel Liebe und Dankbarkeit, einfach aufgrund dessen, dass er damals bei mir Schutz gesucht hat und immer zärtlich zu mir war und sonst auch ziemlich hilfreich, arbeitsmäßig. Ich habe genauso bei ihm getankt wie er bei mir. Ich suche auch immer, bei allen Personen, nach mehr Nähe. In einer oberflächlichen Welt suche ich nach tiefen Menschen. So hat er sich damals eben in mein Herz geschlichen. Ich bin wohl ziemlich stur und kann mein Projekt auch schlecht allein führen, es gibt aber weit und breit niemand, der das mit mir machen kann. Da vermischt sich also ziemlich viel.

Warum sind wir so verstrickt? Weil er meinem Vater gleicht, der schon lange tot ist, und genau seine Eigenschaften aufweist? Warum kann ich erwachsene intelligente Frau einem Macho verfallen? Aber hier gibt's keine Antworten, es kann nur schlimmer werden. Ich werde wegziehen, im Zweifel, ob das hilft.
Warum das in einem blog über Kirchenkritik steht? Er ist ein Pfarrer, und ich wollte seiner Kirche beitreten.

Bei Pfarrern ist das ein leichtes Beziehungsende: Er kann sich immer zurückziehen und sagen, er hat das sowieso nie dürfen. Ich hatte Glück, war vorsichtig und bin nicht mehr klein und keiner Straftat verfallen. Die Konsequenzen sind trotzdem erheblich. Geistliche Straftäter vermischen Sakrales, Erotisches und Sadismus, ein Hauch davon kann ein Opfer jahrzehntelang verwirren. Doch davon weiter unten mehr.


„Ein Jahr später“
Die Geschichte hatte ein Nachspiel, als ich im Frühsommer 2014 merkte, dass er in Krankenstand ist. Und dann bei einer Party, die sein Chef ausrichtete, hörte, dass er ins Spital gekommen ist. Ich reimte mir zusammen wo und sandte ihm wenigstens geistige Heilung. Es dauerte fast zwei Wochen, bis ich den Mut zu einem Besuch hatte, ich hatte Angst vor der Klapse und Angst vor seiner Reaktion. Solange er aber im Spital war, lief alles positiv. Ich war dort dreimal, und wir waren die dicksten Freunde. Wir konnten sogar Schwierigkeiten ansprechen. Beim dritten Mal hatte er schon Freigang und kam mit zu mir. Es kam dazu, dass wir nebeneinander am Bett lagen, und er weinte vor Glück und bedankte sich. Mein Pojekt über Mystik interessierte ihn sehr, und er wollte dabei mitmachen. Nach ein paar Tagen wurde er entlassen. Kaum zuhause, brach er den Kontakt ab.

Mein Verhalten, dass ich mich im Spital um ihn kümmerte, war ein freundschaftliches, doch es hatte schon wieder keinen Wert. Eine weitere Psychologin erklärte mir, dass diese Menschen sowohl verantwortlich für ihre Taten als auch krank sind, das verstehe ich bis heute nicht.

Der Grund, warum er in die Psychiatrie eingeliefert wurde, war ein ziemlich abenteuerliches inneres Erleben, das unserem Lieblingsthema Mystik schon fast entspricht. Es war aber schwer für sein Umfeld und auch im Rahmen einer manischen Phase, also haben sie ihm im Spital alles niedergespritzt. Ich lernte dort viel Neues, Gutes und Schlechtes, über Menschen, wofür ich dankbar bin. Ich merkte auch, wie eingenommen er von sich selbst ist, von seiner Bildung.

Ich habe mich eingelesen, diagnostiziere ihn als schizophren, doch mich fragt keiner.

Ich habe auch gelesen, dass man für sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz mindestens einen Tausender bekommt. Dafür ist es wohl zu spät. Sein Vorgesetzter, das habe ich auch festgestellt, hat keine Ahnung von dem Menschen. Ich habe keinen Einfluss, ich habe alles getan und komme doch nicht an ihn heran, wenn er sich umbringt oder an Tabletten stirbt, weiss ich nicht, ob ich mich schuldig fühlen soll oder die Kirche für schuldig halten werde. Der Abstand ist momentan größer. Abgegolten wird dieses Leid aber nie werden.

Doch das war alles noch nicht der Gipfel. Ich ließ nicht locker trotz aller Abweisung, und es ergab sich zufällig bei einem Gespräch im Dezember 2014, daß plötzlich alles angesprochen wurde und wir feststellten, dass wir uns schon immer lieben. Das führte zunächst zu einer erhöhten Besuchsfrequenz, aber er wollte keine Affäre. Ich auch nicht so schnell, aber es waren plötzlich alle Pforten offen, wir wuchsen körperlich zusammen, wir waren wie Verliebte. Das Abweisen und Verschieben war wie weggeblasen. Im Jänner beschloss er, dass er vielleicht doch mit mir zusammen sein will, und im Rahmen einer manischen Phase sagte er mir das. Er wollte für mich sorgen, wenn ich in Not komme, ich kann jederzeit eine Beziehung mit ihm haben, und er meint es ganz ernst mit mir usw. Er überlegte ständig, wo seine neue Wohnung sein könnte, damit ich ihn bequem erreichen kann. Seine Fürsorge war rührend. Er rauchte nicht, wenn ich kam. Ich war damals oft und lange in seiner Wohnung, die mich begeisterte, und sah gleichzeitig seine Verwahrlosung und Passivität. Ich lernte, dass er nicht kocht und putzt und schläft, und das war seltsam für mich. Er war immer übermüdet (aufgrund der vielen Tabletten?), und immer öfter endeten Termine aprupt damit, daß er einschlief. Ich hatte ernsthafte Zweifel, dass er eine normale Beziehung in der Realität führen kann, weil er ja sein eigenes Leben nicht im Griff hat. In dieser Zeit wurde er von seiner ebenfalls psychisch kranken Kollegin rausgemobbt und wechselte die Stelle. Diese Frau ist anscheinend untragbar und verhielt sich zu ihm für ihn unfassbar bösartig. Ich frage mich, wieso sie arbeiten darf. Er kann Einflüssen ja nichts entgegensetzen und machte sie für alle seine letzten Phasen verantwortlich. Wie auch immer, wir hatten es gut miteinander, und ich wollte probieren, bei ihm zu übernachten, doch an jenem Tag war er auch übermüdet, und das ganze Date hing schief. Als er einschlief, fuhr ich heim, unwissend, dass das schon wieder das Ende war. Zwar rief er nach Wochen noch einmal an, manisch, aber nur, um mich hinzuhalten.

Ich habe oft über diesen eigenartigen Sadismus nachgedacht, Frauen so zu behandeln. Wie kann ein Mensch so switchen zwischen großer Liebe und totaler Abweisung? Für mich erklärt sich das nur so, dass er mehrere Persönlichkeiten hat, die sich abwechseln und dabei sehr schlau vorgehen. So erklärt sich auch, warum Frauen auf ihn hereinfallen und dann von ihm wieder ablassen u.u. Schon allein der Unterschied zwischen normal, depressiv und manisch ist gewaltig. Es ist, wie drei verschiedene Menschen zu erleben. Aber es gibt eben auch den Unterschied zwischen dem lieben, zutraulichen Menschen und dem, der dir ins Gesicht lacht, wenn er an seine Versprechen erinnert wird.

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